Anne Krause
(DFG-finanzierte Kollegiatin (5/2019–10/2020)
Raum: L.11.13
Telefon: 0202 - 439 5519
E-Mail: akrause[at]uni-wuppertal.de
Anschrift:
Bergische Universität Wuppertal
Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften
Gaußstraße 20
42119 Wuppertal
Forschungsprojekt
Neben dem Text fischen – Wissensorganisation und -vermittlung in den Manuskripten der Halieutika Oppians. Studien zur Repräsentation von Metatexten in einer überlieferungskritischen Edition
Die Erforschung der kulturellen Vorstellungen und Praktiken einer Gesellschaft erfolgt wesentlich über deren schriftlich-mediale Hinterlassenschaften. Dabei kommt der Interpretation der materiellen Rezeptionsspuren – z.B. situativer Schreibgerät- oder Farbwahl, eines individuellen Schriftduktus oder der Gestaltung des Einbandes – ein ebenso großes Gewicht zu wie der Analyse der textuellen Hinterlassenschaften – z.B. individueller Notizen, Anmerkungen oder Schematisierungen –, sind sie es doch, die eine Datierung und soziokulturelle Rekontextualisierung überhaupt ermöglichen. Der Editor nimmt entsprechend bei der Vermittlung zwischen dem schrifttragenden Dokument und der Forschung eine Schlüsselrolle ein: Durch das, was er ediert, und wie er ediert, steuert er maßgeblich die zeitgenössische Rezeption eines Werkes. Bei einem Streifzug durch die Bücherregale der Altphilologie fallen vor diesem Hintergrunf drei Tendenzen auf: (1) Es existieren zahlreiche Editionen zur Überlieferung der Werke – genauer der Haupttexte – antiker Autoren, aber nur vereinzelt editorische Annäherungen an die den Text begleitenden Rezeptionsspuren. (2) Die wenigen existierenden Editionen verfolgten in der Vergangenheit das Ziel, aus den Annotationen in mittelalterlichen bzw. byzantinischen Handschriften die Überreste ursprünglich antiker Kommentare herauszufiltern und stellten zugunsten dieses Vorhabens den zeitgenössischen Zeugniswert dieser Relikte hinten an. (3) Diese Editionen repräsentieren – nicht zuletzt aufgrund ebendieser Intention – fast ausschließlich einzelne textuelle Phänomene, wie Scholien, Glossen oder Paraphrasen, häufig ohne diese Begriffe formal, funktional oder materiell zu definieren bzw. zu differenzieren und sie in eine übergeordnete Taxonomie textueller Rezeptionselemente einzuordnen. Eine solche Praxis vernachlässigt (a) den Wert des Dokumentes als Rezeptionszeugnis, nimmt (b) eine einseitige Bedeutungsgewichtung des überlieferten (Text)Materials vor und reduziert (c) die Rezeptionsspuren in den Manuskripten auf eine einzige formale Kategorie.
Dieses Forschungsvorhaben möchte daher einen Beitrag zur kriteriengeleiteten Objektivierung des Edierens von Rezeptionsspuren neben dem Text leisten und etabliert in Anlehnung an Hilgert (2010) den Terminus des Metatextes für sämtliche zusätzlich zum Haupttext nachweisbaren materiellen und textuellen Zeugnisse eines Autors oder Rezipienten. In einem logischen Dreischritt wird zuerst das Theorem des Metatextes empirisch konstruiert, dieses wird nach der Auslotung von Potentialen und Grenzen seiner medialen Erfassung und Repräsentierbarkeit in einer Edition erprobt und abschließend an ausgewählten Fallstudien auf seinen Mehrwert hin überprüft. Als Exemplum für diesen Ansatz soll die handschriftliche Überlieferung der Halieutika des kaiserzeitlichen kilikischen Lehrdichters Oppian dienen, dessen Manuskripte aufgrund seines Status als Schulautor eine umfangreiche Annotationstradition aufweisen.
Biographie
- Oktober 2018: Erstes Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien (Latein/Altgriechisch), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- 2012 – 2018: ehrenamtliche Tätigkeiten bei Villa Jühling e. V., Internationale Jugendgemeinschaftsdienste e.V., Deutsche Kinder- und Jugendstiftung und Schulwerkstatt JFZ St. Georgen e.V.
- 2016-2018: Wissenschaftliche Hilfskraft bei Dr. Anne Friedrich (Latinistik/Altsprachendidaktik), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- 2017 – 2019: Teilnahme an paläographischen Sommerschulen in Berlin, Oxford und Venedig
- Feb. – Mai 2019: Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt KALEI am Zentrum für Lehrer*innenbildung, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- seit Mai 2019: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Graduiertenkolleg 2196 ‚ Dokument – Text – Edition, Bergische Universität Wuppertal Thesis: "Neben dem Text fischen: Wissensorganisation und -vermittlung in den Manuskripten der Halieutika Oppians. Studien zur Repräsentation von Metatexten in einer überlieferungskritischen Edition"