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Darius Müller

 

Arbeitstitel:
Der griechische Text der Johannesapokalypse und seine Überlieferung. Untersucht anhand der Teststellenkollation und Auswertungslisten in „Text und Textwert VI. Die Apokalypse“

 

Mein durch Prof. Dr. Martin Karrer betreutes Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit dem griechischen Text der Johannesapokalypse (Apk) und dessen Überlieferung, die im Vergleich zum Rest des Neuen Testaments diverse Spezifika aufweist. Sie werden sowohl durch das Handschriftenmaterial als auch die Textgeschichte eindrücklich widergespiegelt. Das Augenmerk meiner Arbeit richtet sich schwerpunktmäßig auf die Handschriften der Apokalypse und ihre Texte sowie die Fragen nach der Textkonstitution und -geschichte. Wie aus der Titelfassung hervorgeht, liegt der Untersuchung das jüngst in Text und Textwert zur Apokalypse publizierte Datenmaterial zugrunde. Es umfasst die Kollation aller erreichbaren griechischen Manuskripte an 123 ausgewählten Teststellen und darauf aufbauende Auswertungen, die den Textcharakter wie auch die Beziehungen der einzelnen Handschriften zueinander beleuchten. Aus diesem Vorhaben ergibt sich ein dreiteiliger Aufbau der Arbeit: (1) Zunächst werden die Eigenarten der Handschriften und ihrer Text untersucht; (2) daran schließt sich die textkritisch-theologische Kommentierung der Teststellen mit Hypothesen über die lokale Textkonstitution an und (3) abschließend folgt die Darlegung der sich daraus ergebenden Textgenesis. Letzteres kann natürlich nur subsidiären Charakter haben, da die Untersuchung insgesamt auf der Betrachtung von Einzelstellen basiert und deswegen das Gesamtbild – obschon ansatzweise erkennbar – noch verborgen bleibt.

Obwohl Text und Überlieferung der Apokalypse im 20. Jahrhundert als erstklassig erforscht galten, steht die heutige Wissenschaft der aktuellen Textkonstitution, wie sie in der Standardausgabe Nestle-Aland28 vorliegt, kritisch gegenüber und betrachtet althergebrachte Auffassungen über die Textgeschichte zunehmend mit Skepsis. Josef Schmid, der auf beispielloseweise die griechische Überlieferung der Apokalypse untersuchte und als Schlüsselfigur die Debatte seit Mitte der 1950er weitgehend bestimmt, vertritt die Ansicht, dass sich die gesamte Textgeschichte durch die Annahme von vier größtenteils unabhängigen Texttypen erklärt. Wie jedoch die TuT-Daten zu erkennen geben, fügen sich etliche Handschriften aufgrund ihrer individuellen Textgestalt nicht in das Schmid’sche Texttypensystem ein. Es steht nunmehr zur Disposition, ob einzelne von Schmid postulierte Textformen überhaupt existiert haben bzw. sich in der erhaltenen Überlieferung nachweisen lassen. Der Befund spricht stattdessen dafür, von einer hochkomplexen Textentwicklung auszugehen, die es mithilfe eines spezifischen methodischen Zugriffs aufzuhellen gilt.

Zu diesem Zweck wird das Instrumentarium der sog. Kohärenzbasierten Genealogische Methode (kurz: CBGM) auf das TuT-Datenmaterial zur Anwendung gebracht. Es handelt sich hierbei um einen iterativen wie computergestützten Analyseprozess, der bei den variierten Einzelstellen ansetzt – also dezidiert von Varianten und nicht von vorgefassten Zeugengruppen ausgeht. Zu diesen Einzelstellen werden sog. lokale Varianten-Stemmata, d.h. Hypothesen über die punktuelle Textentwicklung, konstruiert, um davon ausgehend die Genealogie der Überlieferung zunehmend in den Blick zu nehmen. Diese Arbeitsweise vereint mehrere Vorteile, indem sie gewissermaßen parallel zur inhaltlichen Diskussion geschieht, und verspricht dank des Einsatzes einer eigens zu diesem Zweck entworfenen Datenbank die Erforschung verschiedener Fragestellungen. Wegen der materiellen Beschränkungen auf die TuT-Daten stellt die Studie nur eine Simulation der CBGM dar, die eigentlich zur Anwendung auf die Gesamtüberlieferung mit allen variierten Stellen konzipiert wurde. Einige Ergebnisse werden daher einen vorläufigen Charakter haben und vermutlich in Zukunft noch zu präzisieren sein. Gleichwohl gibt die Studie einen fundierten Einblick in das Handschriftenmaterial der Apk, die Probleme der Textkonstitution und nicht zuletzt setzt sie sich wegweisend mit diversen textgeschichtlichen Fragestellungen auseinander.

 

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