Startseite ‎Graduiertenkolleg 2196

Pohl, Katharina, Dr. Phil.

 

Raum: P.07.07
Telefon: 0202 - 439 3216
E-Mail: kpohl[at]uni-wuppertal.de
Anschrift:
Bergische Universität Wuppertal
Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften
Klassische Philologie
Gaußstr. 20
42119 Wuppertal

Forschungsprojekt


 

Im Rahmen meiner assoziierten Mitgliedschaft im Graduiertenkolleg 2196 „Dokument – Text – Edition“ soll eine Edition entstehen, der ein Text der frühen Neuzeit zu Grunde liegt. Es handelt sich um August Buchners „carmen saeculare“, das dieser anläßlich des 100jährigen Reformationsjubiläums 1617 verfaßt hatte und während der Feierlichkeiten der Wittenberger Universität vortrug.

Das 431 Verse umfassende Gedicht ist ein nach der Art Claudians gestalteter Panegyricus auf Martin Luther bzw. eine Invektive gegen die katholische Kirche und den Ablaßhandel. Eine große Rolle spielt darin die allegorische Figur der Religio, sowie die Furie Alecto. Während die Religio die Erde unter der Papstherrschaft, die habgierig ist und für den Unglauben sowie die Unkenntnis der Bibel unter den Menschen verantwortlich ist, verläßt und sich in die Weiten des Äthers zurückzieht, kommt Alecto die Aufgabe zu, Papst Leo ihren Ziehsohn Tetzel ans Herz zu legen, mit dem er noch weit größere Mengen an Reichtümern anhäufen könne. Als Tetzel schon durch das Land zieht, um seine Ablaßbriefe zu verkaufen, kommt die Religio aus dem Weltall zurück ins Haus Luthers, wo der Reformator gerade sein Turmerlebnis hat. Sie fordert ihn auf, gegen den Papst und den Ablaßhandel zu kämpfen. Das Gedicht endet mit einer Würdigung von Luthers reformatorischer Tat und einem Lobpreis Gottes.

Bei der Untersuchung des Reformationsjubiläums von 1617 in Wittenberg, dessen politische Implikationen immer wieder betont werden, wurden bisher nur die Prosareden und Predigten, die während der Feierlichkeiten gehalten wurden, in die Betrachtung einbezogen. Eine Edition des Gedichts mit Übersetzung und Anmerkungen zum Verständnis wird dazu beitragen das Ereignis noch besser zu fassen. Daneben besitzt das Gedicht an sich als Zeugnis der neulateinischen Literatur einen Wert. August Buchner war zu seinen Lebzeiten ein hochangesehener Gelehrter und Dichter, der allerdings heute trotz des aufflammenden Interesses an neulateinischer Literatur aller Zeiten beinahe in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Im 19. und 20. Jahrhundert finden sich Belege für eine Beschäftigung mit Buchner, doch das betrifft in den meisten Fällen seine deutschen Werke sowie seine berühmte „Anleitung zur deutschen Poeterey“. Erkennbar wird seine Bedeutung jedoch im Ansatz schon in der vor kurzem abgeschlossenen Edition (Martin Opitz: Lateinische Werke. Drei Bände. Hrsg. von Marschall, Veronika / Seidel, Robert in Zusammenarbeit mit Kühlmann, Wilhelm / Roloff, Hans-Gert, Berlin / New York 2009. 2013. 2015) der lateinischen Gedichte von Martin Opitz. Als Freund von Opitz ist August Buchner ein häufiger Briefpartner und findet auch in verschiedenen Gedichten Erwähnung. Die Beschäftigung mit Buchners lateinischen Dichtungen (eine ähnliche Gesamtausgabe wäre äußerst wünschenswert) kann unterstützend dazu beitragen, ein ausdrucksstärkeres Bild der neulateinischen Literaturproduktion der Zeit zu zeichnen und auch die literarischen Anspielungen der Dichter untereinander besser zu erkennen und zu deuten.

Das Ziel meiner Arbeit ist es, mit Hilfe der drei bisher bekannten Drucke des Gedichts (Wittenberg 1618, Leipzig / Frankfurt 1694 und Leipzig / Frankfurt 1720) die erste kritische Edition zu erstellen, sowie eine deutsche Erstübersetzung und einen Kommentar zu verfassen..

Biographie


  • 2005-2011: Studium: LAG Latein und Griechisch an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • 2006-2011: Studium: LAG Musik
  • 2011: 1. Staatsexamen für die Fächer Latein und Griechisch
  • Seit 2011: wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bergischen Universität Wuppertal, Klassische Philologie
  • 03/2015: Forschungsaufenthalt an der Biblioteca Nazionale Napoli
  • 04-05/2016: Visiting Professor an der Università degli Studi, Sassari
  • 11.07.2017: Promotion in Klassischer Philologie mit der Arbeit „Dracontius, De raptu Helenae. Einleitung, Edition mit Übersetzung, Kommentar
  • 03.2019: Stipendienfinanzierter Forschungsaufenthalt an der Fondation Hardt (Vandoeuvres)

Publikationen


 

Monographien und Herausgebertätigkeit

  • Dracontius: De raptu Helenae. Einleitung, Edition, Übersetzung und Kommentar, Stuttgart 2019.
  • im Druck: Dichtung zwischen Römern und Vandalen: Tradition, Transformation und Innovation in den Werken des Dracontius, Stuttgart 2019 (Tagungsband der Tagung Tagung „Reddere urbi litteras. Wandel und Bewahrung in den Dichtungen des Dracontius“).

Aufsätze

  • L’uccello raro e la sua diffusione in Europa. Uno studio sulla storia del motivo letterario della rara auis, A&R 12, 408-435.
  • im Druck: Komik in den Dichtungen des Dracontius (erscheint 2019, in: Dichtung zwischen Römern und Vandalen: Tradition, Transformation und Innovation in den Werken des Dracontius, Stuttgart 2019)

Kleinere Arbeiten

  • Rezension zu: María José Muñoz Jiménez, Un Florilegio de Biografías Latinas. Edición y estudio des manuscrito 7805 de la Biblioteca nacional de Madrid. Textes et Études du Moyen Age, Band 47, Louvain-la-Neuve 2008 (Fédération Internationale des Instituts d’Études Médiévales), in: MlatJb 49, 2014, 150–153.
  • Tagungsbericht zu „Reddere urbi litteras. Wandel und Bewahrung in den Dichtungen des Dracontius, BUW 03. und 04.11.2016“, BStudLat 47, 2017, 314–318.
  • Rezension zu Blossio Emilio Draconzio, Medea, a cura di Fabio Gasti, Mailand 2016, BStudLat 47, 2017, 395–396.
  • Rezension zu: Cosetta Cadau, Studies in Colluthus’ “Abduction of Helen”, Leiden 2015, Gymnasium 124, 2017, 381–383.


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